Robuste, präzise und dynamische Gleiswaage mit modularer Software – entwickelt für die Flüssiggas–Wägung im Waggonverkehr
ESSMANN | Waagen & Automation hat für die ➚Evonik Industries AG die Gleislogistik am Standort Marl modernisiert. Zwei dynamische Gleiswaagen des Typs ➚HE-DRS 3M, kombiniert mit der ➚Wägesoftware EWP-GW, ersetzen die bisherigen statischen Waagen. Das fundamentlose Flachwaagensystem ermöglicht eine effiziente Wägung unterschiedlichster Zugverbände.

Chemiepark Marl

Evonik als Kunde
Der Chemiepark Marl ist einer der größten Chemiestandorte in Deutschland und gleichzeitig der größte Produktionsstandort von Evonik. Das Gelände erstreckt sich über eine Fläche von mehr als sechs Quadratkilometer und bietet rund 10.000 Arbeitsplätze.
Der Chemiepark Marl zählt zu den größten Chemiestandorten Deutschlands und ist der bedeutendste Produktionsstandort von Evonik. Auf über sechs Quadratkilometern arbeiten rund 10.000 Menschen. Neben Evonik und ihren Tochtergesellschaften sind 17 weitere Unternehmen ansässig. Die etwa 100 Produktionsanlagen sind eng miteinander vernetzt und laufen größtenteils rund um die Uhr. Jährlich verlassen über vier Millionen Tonnen Produkte den Standort – oft per Schiene. Der Energiebedarf wird durch umweltfreundliche Kraft-Wärme-Kopplung gedeckt, betrieben von zwei Gaskraftwerken und einem Kohlekraftwerk.
Der Produktionsschwerpunkt im Chemiepark Marl ist die Umsetzung von petrochemischen Rohstoffen wie Benzol, Ethylen, Propylen, Methanol und Phenol zu Basis-, Fein- und Spezialchemikalien – vom C4-Schnitt zu Folgeprodukten, von der Chlorelektrolyse zu PVC, vom Acetylen zu Tetrahydrofuran, von Fettalkoholen und Ethylenoxid zu Tensiden und von Acrylsäure zu Butylacrylat.
All diese Produkte finden wir in Bereichen des täglichen Lebens wieder. Ob Tapete oder Farbe, Shampoo oder Hygieneartikel, Latex-Matratzen oder Pharmazeutika, Komponenten für den Autobau und Kraftstoffzusätze sowie Dämmstoffe für die Bauindustrie – die Produktpalette ist vielfältig. Auch Joghurt und Margarine kommen nicht ohne die leistungsstarken Chemikalien aus, ebenso wenig wie viele Sportartikel.
Anforderungen an die Waggonverwiegung
Evonik Industries AG hat vor vielen Jahren eine dynamische Gleiswaage eines Wettbewerbers angeschafft, um den zunehmenden Anlieferungsverkehr von Flüssiggas über das Gleis zu realisieren. Mit dieser Wägetechnologie war man allerdings nicht zufrieden, die Waage wurde schließlich stillgelegt.
Anstelle dessen wurden zwei statische Gleiswaagen installiert. Mit diesen liesen sich allerdings die erhöhten Verkehrsaufkommen nicht mehr handhaben und es wurde nach einer dynamischen Lösung gesucht, welche die Abfertigung weiter optimiert und modernisiert.
ESSMANN hatte bereits an anderen Evonik-Standorten erfolgreich dynamische Gleiswaagen installiert. Daher entschied sich der Standort Marl für die bewährte Technologie, inklusive Softwareintegration ins bestehende Eisenbahnverkehrssystem.
Für den Einbau der dynamischen Gleiswaage der ESSMANN | Waagen & Automation wurden die beiden bestehenden statischen Gleiswaagen ausgebaut und verschrottet. Das Gleisbett wurde im Anschluss für den Einbau der neuen dynamischen Waagen nach Vorgabe von ESSMANN | Waagen & Automation hergerichtet.

Technische Lösung
In gemeinsamen Projektierungsgesprächen wurde mittels des Waggonparks, Gleisplans, der geforderten Genauigkeit und Software das passende System von ESSMANN | Waagen & Automation ausgewählt.
Die Gleisfahrzeugwaage HE-DRS 3M ermöglicht die dynamische Wägung von gekoppelten Waggons und ganzen Zügen sowie die statische Wägung einzelner Waggons. Ein robustes Edelstahl-Wägeterminal mit Farbdisplay und alphanumerischer Tastatur steuert die Anlage. Wäge- und Lieferscheine lassen sich direkt ausdrucken. Über die Software EWP-GW kann die Waage auch fernbedient werden.
Die Waagenbrücke wird aus Waagenmodulen zusammengesetzt, wobei jedes Modul als eine selbständige Waage arbeitet. Die Module werden in Abhängigkeit des zu wägenden Waggons automatisch vom System in Verbund geschaltet, sodass jeder Waggon im Ganzen gewogen wird. Die Waage kann somit auch zur Wägung von flüssigen Gütern in Standard-Kesselwaggons eingesetzt werden, da beide Drehgestelle bzw. Achsen gleichzeitig gewogen werden (keine Lastwechsel zwischen Teilwägungen!). Je nach Länge der Waggons kommen für den Wägevorgang ein oder zwei Module zum Einsatz.
Das System führt die Wägung der Waggons vollautomatisch durch. Der Wäger braucht vor der Wägung keine Daten über die Länge und die Achsenanzahl der Waggons einzugeben. Die Waage ist zum Wägen aller gängigen Waggons der DB Cargo und VTG (2-, 4-, 6- und 8-achsige Waggons) geeignet sowie für die meisten Sonderfahrzeuge.
Die Gleisfahrzeugwaage HE-DRS zur dynamischen und statischen Wägung von Gleisfahrzeugen und entspricht den gültigen DIN-Normen, den Vorschriften der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) sowie den OIML-Empfehlungen. ESSMANN | Waagen & Automation besitzt hierfür eine Zulassung von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB).

Systemdetails dynamische Gleiswaage
Die Waage ist eine massive geschweißte Stahlkonstruktion und besteht aus einem oder mehreren hintereinander angeordneten und verschraubten Waagenmodulen mit Brückenträgern, auf denen die Schienen montiert sind. Die Brückenträger sind über Wägezellen auf dem Grundrahmen gelagert, der direkt auf ein verdichtetes Schotterbett in der Gleisanlage gegründet wird. Es sind keine Fundamentierungen oder komplexen Schotterverklebungen erforderlich, was – im Vergleich zu anderen Lösungen – auch die bauseitigen Leistungen kostenseitig reduziert.
Sämtliche Stahlteile sind stahlgestrahlt, die DIN-Teile sind verzinkt, alle anderen Teile werden mit einem Grund- und Deckanstrich lackiert.
Der Schienenoberbau, d.h. die Brückenträger, bestehen aus werksneuen Vignolschienen mit passgenauem Übergang zum den vorhandenen Gleisen. Die ESSMANN | Waagen & Automation lieferte zusätzlich die Anschlussschienen einschließlich benötigter mechanischer Sicherungen und aller erforderlichen Befestigungsteile.
Für die Signalverarbeitung kommt eine EWS als Anzeige- und Eingabeterminal zum Einsatz. Der Programm-Ablauf wird hierbei durch die im Wägeterminal und auf dem Waagen-PC installierten Wägesoftware EWP-GW für Gleisfahrzeuge bestimmt. Das eichfähige Industrie-Wägeterminal EWS im robusten Edelstahlgehäuse ist geeignet für den rauen Industrie- oder Außeneinsatz. Das Terminal ist ausgelegt für anspruchsvolle Wägeaufgaben und trotzdem sehr einfach zu bedienen. Neben der ausgezeichneten Visualisierung über ein Farb-TFT Display, der hohen Prozessor- und Messgeschwindigkeit bietet das EWS völlig neue Möglichkeiten der Integration in Leitsysteme und/oder Netzwerke.
Montage der dynamischen Gleiswaage
Zunächst ist die Vorbereitung des Gleisbettes, bzw. der Baugrube nach Zeichnungen und Vorgaben von ESSMANN | Waagen & Automation durch ein Gleisbauunternehmen durchzuführen. Dieses kann vom Kunden selbst oder durch die Firma Essmann beauftragt werden. Die Begleitung und Beaufsichtigung der Arbeiten erfolgt in jedem Falle durch ESSMANN | Waagen & Automation, so ist sichergestellt, dass die Waage am Ende in der geforderten Genauigkeit messen kann.




Die Montage der dreimoduligen Gleiswaage erfolgt mittels eines Krans. Die Module werden auf LKWs einzeln angeliefert und vom Kran an den vorgesehenen Kranösen in die Baugrube gehoben. Ein späteres Versetzen der Waage an einen anderen Standort ist durch diese Lösung kein Problem.
Die einzelnen Module werden nach dem Einkranen miteinander verschraubt, ausgerichtet und verdrahtet.
Die Steuerungskomponenten werden in einem Schaltschrankgehäuse mit Glastür eingebaut, in welchem auch die Serverkomponenten für den Betrieb der Wägesoftware EWP-GW untergebracht sind.
Die Inbetriebnahme der Waage erfolgt selbstverständlich auch durch Service-Techniker der ESSMANN | Waagen & Automation. Hierbei werden die Waagenmodule zusammengeschaltet und die dynamische Gleiswaage fertig konfiguriert und eingestellt.
Eichung einer dynamischen Gleiswaage


Die Eichung der dynamischen Gleiswaage von ESSMANN | Waagen & Automation erfolgt in zwei Stufen. Zunächst wird die Waage statisch geeicht. Hierfür werden geeichte Gewichte auf die Schienen und die Module aufgebracht und die Waage zunächst wie eine statische Gleiswaage justiert und geeicht. Die Eichgewichte werden dabei mittels eines Eichzuges zum Standort der Gleiswaage verbracht und nicht mittels mehrerer LKWs mit aufgeladenen Eichgewichten. Dies spart Treibstoff, schont die Straßen und ist besser für die Umwelt.
Im Anschluss erfolgt die dynamische Eichung der Gleiswaage. Hierfür wird ein Referenzzug auf der statisch geeichten Waage verwogen und im Anschluss dynamisch verwogen. Die dynamisch ermittelten Gewichte der einzelnen Waggons dürfen je nach Genauigkeitsklasse dann nur mit einem bestimmten Wert vom statisch ermittelten Gewicht abweichen.
Wägesoftware
Die dynamische Gleiswaage wird über das Softwarepaket EWP-GW bedient. Mit dieser ist es einfach möglich Wägedaten für beliebig viele Mandanten und Werke zu erfassen und zu bearbeiten. Mit den Werkzeugen für Erfassung (Erst- und Zweitwägung, Brutto-, Tara-, Nettowägung über gespeichertes oder getastetes Taragewicht) der Wägebetrieb schnell durchgeführt werden. Erstwägungen aus der Zugliste können bis zur Zweitwägung visualisiert, überarbeitet, geplant und verwaltet werden. Außerdem enthält die Software EWP-GW verbesserte Lösungen zur Darstellung der Wägungen und zur Erstellung von Wägescheinen.
In diesem Falle wurde EWP-GW mit einem Zusatzmodul versehen, welches eine Schnittstelle an die übergeordnete Bahnsoftware ermöglicht. Diese wurde in gemeinsamer Arbeit zwischen ESSMANN | Waagen & Automation und EVONIK umgesetzt. Hierbei werden Waggondaten der Software EWP-GW bereitstellt (beispielsweise Waggonreihung mit UIC Nummern). Die Gewichtsdaten werden nach der Erfassung automatisch den entsprechenden Waggons zugeordnet. Im Anschluss daran wird das Wägeergebnis wieder an die übergeordnete Software zurückübertragen.
Warum ESSMANN?
Viele Unternehmen bieten Gleiswaagen an – doch die HE-DRS hebt sich in Konstruktion, Technik und Projektintegration deutlich ab. Unsere Kunden entscheiden sich für ESSMANN, weil wir mehr als Standard bieten:
- Echte Modularität: Die HE-DRS ist in 1M-, 2M- und 3M-Ausführung verfügbar – das bedeutet volle Anpassungsfähigkeit an Gleislängen, Waggontypen und Platzverhältnisse.
- Fundamentlose Bauweise: Unsere Waagen benötigen keine aufwändigen Betonfundamente. Sie werden direkt ins verdichtete Schotterbett eingebaut – ein enormer Kostenvorteil bei Planung und Bau.
- Maximale Genauigkeit – auch dynamisch: Die HE-DRS erfüllt die Genauigkeitsklasse OIML R106 bis Klasse 0.2 und arbeitet mit einem Ziffernschritt von 0,05 t – eichfähig für dynamische UND statische Wägung.
- Automatische Waggonerkennung: Kein Bedienereingriff nötig. Das System erkennt Waggonlänge, Achszahl und Fahrtrichtung selbständig. Eine komfortable und sichere Lösung, insbesondere bei wechselnden Zugzusammenstellungen.
- Umfassende Automatisierung: Ob UIC-Nummernerkennung oder direkte Integration in ERP- und Leitsysteme – die Software EWP-GW bietet flexible Schnittstellen und passt sich in bestehende IT-Strukturen optimal ein.
- Nachhaltigkeit in der Praxis: Die Ersteichung erfolgt mit einem Eichzug, nicht mit Schwerlasttransporten auf der Straße – das reduziert Emissionen und logistische Aufwände.
- Projekt-Expertise inklusive: ESSMANN übernimmt auf Wunsch die komplette Projektierung – von der Abstimmung mit dem Gleisbauunternehmen über die Bauüberwachung bis zur Integration ins IT-System und Inbetriebnahme.
Diese und viele weitere Vorteile schätzen nicht nur Betreiber großer Chemieparks wie Evonik, sondern auch Bahnlogistiker, Hafenbetriebe und Industrieunternehmen mit eigenem Gleisanschluss.
Wenn Sie Fragen zum Projekt, zur dynamischen Gleiswaage HE-DRS oder zu Ihrem spezifischen Anwendungsfall haben: Sprechen Sie unser Team an! Unsere Waagenbau-Expertinnen und -Experten beraten Sie gerne.