ESSMANN Historie

Die Geschichte des
ESSMANN Waagenbaus

Seit 1860 prägt das hanseatische Unternehmen ESSMANN die Geschichte der professionellen Wägetechnik. Mit innovativen Lösungen treibt es die Entwicklung des Waagenbaus voran. Hier ist die Geschichte des Unternehmens.

Die Reise beginnt mit C.M. Westphal, einem Schlossermeister, Mechaniker und Gasfitter. Am 10. Dezember 1860 eröffnete er seine Werkstatt vor dem damaligen “Lübecker Thor” der Stadt Hamburg im benachbarten Ort “Wandsbeck”.

Schon vor der Einführung der preußischen Maß- und Gewichtsordnung 1868 war Westphal für seine Fähigkeiten im Waagenbau bekannt.

Ab 1872 sorgte eine kaiserliche Normaleichungs-Kommission für die hohe Genauigkeit, die seitdem an Waagen gestellt wird.

Westphal spezialisierte sich auf den Waagenbau und seine Firma wuchs. 1873 trug er sie ins Handelsregister ein. 1877 erhielt er ein Patent für seine Tafelwaagen. Doch im selben Jahr starb er. Seine jungen Neffen Albert und Ludwig Eßmann, damals noch nicht zwanzigjährig, übernahmen das Unternehmen, in dem sie bereits ihre Ausbildung gemacht hatten. 1879 zog die Firma nach Ottensen in die Friedensallee und wurde als Gebr. Eßmann & Co. ins Handelsregister zu Altona eingetragen.

Der Erfolg ihrer Produkte und die Ausweitung ihres Kundenkreises führten dazu, dass die Brüder in der Barnerstraße 46 eine Waagenfabrik bauten.

Albert Eßmann hatte ein klares Ziel: Er wollte eine Wägeeinrichtung entwickeln, die nahtlos in die Konstruktion eines Krans integriert werden konnte. Der Kranführer sollte in der Lage sein, den Kran zu bedienen und gleichzeitig den Wägevorgang durchzuführen und zu überwachen. Dieses Vorhaben war ein großer Erfolg, als im Jahr 1907 die Eßmann-Seilzug-Waage zum ersten Mal zum Patent angemeldet wurde.

Mit dem Wachstum des Güterverkehrs nach dem Ersten Weltkrieg, stieg die Nachfrage nach robusten Waagen. Am 15. Februar 1919 wurde die Firma von Albert Eßmann sen. unter dem Namen Albert Eßmann & Co., Ottensener Waagenfabrik, offiziell eingetragen. Die Firma konzentrierte sich hauptsächlich auf den Bau von Großwaagen.

Sein Bruder Ludwig Eßmann gründete 1919 seine eigene Waagen- und Gasmesserfabrik in Altona im Preußischen Proviantamt in der Bahrenfelder Chaussee.

In seinem Sohn Heinrich fand Albert einen tatkräftigen und innovativen Mitarbeiter und Partner für die nun Ottensener Waagenfabrik Albert Eßmann & Co. mit der Schutzmarke Alesco.

Heinrich konstruierte die erste Großschaltneigungswaage und entwickelte eine Leuchtbildwaage. 1931 gelang ihm die Herstellung von Großwaagen in entlastungsloser Bauart, wie sie bis heute bekannt sind. In der Verfügung vom 26. April 1935 gab die Physikalisch-Technische Reichsanstalt die endgültige Zulassung zur Eichung von Alesco-Straßenfahrzeugwaagen als erste entlastungslose Bauart in Deutschland bekannt. Der Wägevorgang dauerte nun nur noch einen Bruchteil der Zeit, die die Wägeeinrichtungen der alten Systeme dafür benötigten.

Mit der Einführung der entlastungslosen Straßenfahrzeugwaage passte die Physikalisch-Technische Reichsanstalt die bisherige Eichordnung entsprechend an.

Nach Heinrichs Tod 1936 führte zunächst seine Witwe Erika das Unternehmen weiter. Ihr Sohn Horst trat später als junger Erwachsener in die Firma ein und übernahm sie 1959. Er modernisierte die Wägetechnologien und das Unternehmen wurde in HE Wägetechnik Horst Eßmann GmbH umbenannt.

1975 stellte man die Fertigung von mechanischen Waagen ein und führte die ersten elektromechanischen Waagen mit elektronischen Anzeigegeräten ein. Ab 1977 verdrängten Fertigteil-Betonbrücken die bis dahin im Großwaagenbau üblichen Ortbeton- bzw. Stahlwaagenbrücken.

Mit Michael Eßmann trat 1987 die nächste Generation Waagenbauer in das Unternehmen ein. Er erkannte das Potenzial von PC-Software und das Unternehmen investierte in deren Entwicklung. 1989 wurde eine der ersten eichfähigen, bildschirmgeführten Wägeelektroniken bei der PTB zugelassen. Seit 1990 wurden nacheinander Niederlassungen in Rostock, Westhausen bei Stuttgart und Berlin aufgebaut. 1993 zog der Hauptsitz an seinen heutigen Standort im Westen von Hamburg. Mit dem Programm EWP wird seit 1995 der modernste Stand der Softwaretechnologie umgesetzt. Die erste in Europa bauartzugelassene Volumen-Messanlage für Straßenfahrzeuge für den Fährhafen Mukran konnte erstellt und geeicht werden. 1998 übernahmen Michael Eßmann und seine Frau Manuela die Geschäftsführung.

Nachdem Horst Eßmann dem Unternehmen noch zwei Jahre beratend zur Seite stand, verließ er die Firma im Juni 2000 nach 41 Jahren im Waagenbau in den wohlverdienten Ruhestand. Auch im neuen Jahrtausend wurden einige wichtige Projekte realisiert, unter anderem die Entwicklung, Lieferung und Eichung von mehreren dynamischen Gleiswaagen in der höchstmöglichen Genauigkeitsklasse (0.2).

Nach 23 Jahren veräußerten Manuela und Michael Eßmann Ihre Geschäftsanteile und zogen sich aus der aktiven Geschäftsführung zurück. Im Übergang standen Sie dem neuen Führungsteam beratend zur Seite. Seit 2021 leitet das Führungsteam, bestehend aus den geschäftsführenden Gesellschaftern Dr.-Ing. Fabian Ehmke, Dr.-Ing. Gregor Graßl und René Teichmann, die Geschicke der HE Wägetechnik. 

Nicht nur das Kernteam aus Systementwicklern, deutschlandweit verteilten Servicetechnikern und Softwareentwicklern wurde seither verstärkt und vergrößert. Im September 2022 fusionierten die WHI Wägetechnik für Handel und Industrie GmbH & Co. KG aus Hamburg-Wilhelmsburg und die HE Wägetechnik Horst Eßmann GmbH zu einer Firmengruppe. 

So konnte mit den Kunden- und Partnern sowie dem zugehörigen Online-Shop das Waagenportfolio, das sich im letzten Jahrhundert vor allem auf den Straßenfahrzeug-, Gleisfahrzeug- und Industriewaagenbereich konzentrierte, um die Fein-, Laden- und Laborwaagensparte für Forschung, Handel, Chemie und Medizin erweitert werden.

In der firmeneigenen Waagenwerkstatt laufen nun parallel die Vorbereitungen für den Bau von Großwaagen und Yardmanagement-Systemen sowie die Wartung, Kalibrierung und Eichung mobiler Waagen. 

Mit kontinuierlichen Innovationen und zukunftsorientierten Entwicklungen in der Wägetechnik hat ESSMANN | Waagen & Automation seine Position als führendes Unternehmen im modernen Waagenbau gefestigt und blickt mit seinen Partnern aus Kunden und Zulieferern zuversichtlich in eine Zukunft, die Präzision, Effizienz und technologischem Fortschritt im Fokus hat.

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Waagenbauer-Tipp: Wiegen oder Wägen?

Die Geschichte der Waagen und des Wägens

Die Geschichte des Wägens ist eng mit der Entwicklung der menschlichen Zivilisation verbunden. In prähistorischer Zeit ermittelten Menschen grob mit ihren Händen, welches Objekt schwerer war. Mit dem Aufkommen von Handel und Landwirtschaft wuchs der Bedarf an präziseren Messmethoden.

Funde von 7.000 Jahre alten Gewichtssteinen deuten darauf hin, dass die Bestimmung von Massen schon früh in der Menschheitsgeschichte eine Rolle spielte.

Ägyptische Papyri aus dem Jahr 2000 vor unserer Zeitrechnung beschreiben bereits eine Balkenwaage. Die Römer kannten eine Schnellwaage, während die Araber im zehnten Jahrhundert die hydrostatische Waage und später Waagen mit Laufgewichten erfanden.

Diese Formen des Wägens gelangten über Spanien gegen Ende des Mittelalters nach Mitteleuropa. Dort konstruierte der Franzose Giles Persone de Roberval im Jahr 1670 die Tafelwaage und Jacob Leupold im Jahr 1728 die erste Dezimalwaage. Obwohl diese Geräte eine gewisse Genauigkeit aufwiesen, waren ihre praktischen Auswirkungen in Bezug auf ein einheitliches Wägen unzureichend.

Die wachsende Bedeutung von Naturwissenschaften, Technik und Wirtschaft in Europa führte dann zur Forderung nach einheitlichen Gewichtseinheiten.

Das Reichsmaß- und Gewichtsgesetz von 1871 legte die gesetzlichen Maße und Gewichte für das gesamte, gerade gegründete Deutsche Reich fest und bildete die Grundlage für die spätere Einführung des metrischen Systems.

Zukunftsperspektiven

Miniaturisierung: Kleinere und leistungsfähigere Wägezellen ermöglichen die Konstruktion von Miniaturwaagen für mobile Geräte oder die Medizin.

Integration in IIoT: Waagen werden zunehmend in das Industrielle Internet der Dinge (IoT) integriert und ermöglichen durch ihre Daten neue Anwendungen im Bereich Industrie 4.0.

Künstliche Intelligenz: KI-Modelle analysieren Sensordaten wie Vibrationen und Temperatur, um den Zustand von Waagen präzise vorherzusagen und Ausfälle frühzeitig zu erkennen. Wartungsintervalle können optimal geplant werden, um ungeplante Ausfälle zu vermeiden und die Lebensdauer der Waagen zu verlängern.

Die Vielfältigkeit von Industriewaagen

Industriewaagen haben eine breite Palette ungewöhnlicher Anwendungsbereiche. In der Archäologie beispielsweise werden Präzisionswaagen verwendet, um Fundstücke zu wiegen und ihre Masse zu dokumentieren. Im Bereich der Imkerei dienen Waagen zur Überwachung von Bienenstöcken, um Rückschlüsse auf die Honigproduktion und die Gesundheit des Bienenvolks zu ziehen.

Auch in der Luftfahrt spielen Waagen eine wichtige Rolle. Vor dem Start von Heißluftballons werden diese gewogen, um sicherzustellen, dass sie nicht überladen sind.

In Zoologischen Gärten kommen sie regelmäßig zum Einsatz, um von der Spinne bis zum Elefanten alle Tiere wiegen und ihre Entwicklung beobachten zu können.

Auch finden Waagen Anwendung in der Theater- und Filmproduktion. Sie werden verwendet, um Requisiten und Ausrüstung zu wiegen und sicherzustellen, dass Bühnen und Sets sicher belastet werden können. Diese Beispiele verdeutlichen die Vielseitigkeit des Einsatzes von Industriewaagen. Damit können, dank bestimmter Funktionen der Waage, Arbeitsschritte erleichtert, kombiniert und verkürzt werden.

Unser Waagenbauer-Team berät Sie gern, egal für welchen Einsatzbereich Sie eine Waage benötigen.

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